Erste Schritte zur Trauerbewältigung
Um einen Trauerprozess zu bewältigen, gibt es vier Aufgaben (vergl.William Worden), die trauernde Menschen bewältigen müssen. Diese Aufgaben geschehen nicht unbedingt in der zeitlichen Abfolge, aber sie alle müssen durchlaufen werden, damit die Integration des geliebten Menschen geschehen kann. Es gibt auch keine Richtlinie wie lange jemand für eine solche Aufgabe braucht, so wie es auch keine Richtlinie gibt, wie jemand zu trauern hat. Das hängt sehr vom einzelnen Menschen, seinen Bewältigungsstrategien und seiner speziellen Lebenssituation zusammen.
Zunächst geht es darum den Verlust als Realität zu akzeptieren. Was heißt das?
Auch wenn jemand auf das Sterben vorbereitet ist, so hat der Hinterbliebene zuerst immer das Gefühl, das dieser Tod nicht geschehen ist, das er nicht real ist. Denn der Tod des geliebten Menschen ist einfach nicht vorstellbar.
Die Aufgabe ist es, die Tatsache anzuerkennen, dass der geliebte Mensch tot ist, dass er nicht zurückkehren wird und das ein Wiedersehen, zumindest in diesem Leben, nicht mehr möglich ist.
Der Trauerschmerz muss erfahren werden:
Der seelische und körperliche Schmerz den die Trauer mit sich bringt, muss vom Trauernden erkannt, anerkannt und auch durchlitten werden. Hier steht oft die gesellschaftliche Forderung im Wege, dass Trauer ungesund und krankhaft sei und man versucht, die Trauernden vom Kummer abzulenken und aufzumuntern.
Sich anpassen an eine Umwelt, in der der geliebte Mensch fehlt:
Die alte Ordnung stimmt nicht mehr. Trauernde werden gefordert, sich auf eine veränderte Umwelt mit neuen Aufgaben und Rollen einzustellen. Ganz neue Lebensziele, die mit dem anderen nichts mehr zu tun haben, müssen formuliert und neue Fähigkeiten erlernt werden. Es ist ja oft so, dass sich bestimmte Rollenverteilungen innerhalb eines Zusammenlebens eingespielt haben. Dinge, die der Verstorbene immer gemacht hat, müssen jetzt vom Hinterbliebenen selbst erledigt werden, d.h. manche Dinge müssen vollständig neu erlernt werden. (z.B. Bankgeschäfte erledigen, Rasen mähen etc.). Das bedeutet im Trauerprozess eine zusätzliche Anstrengung. Gleichzeitig kann das aber auch zu mehr Stärke und Selbstbewusstsein führen, wenn plötzlich Fähigkeiten entdeckt werden, die vorher nie gefragt waren.
Der Trauernde muss sich für andere Menschen öffnen:
Diese Aufgabe bedeutet die Integration von dem geliebten Menschen, damit wieder emotionale Bindungen zu anderen Menschen möglich sind. Dabei kann das Gefühl auftreten, den anderen zu verraten, ihn zu vergessen. Und es kann eine Angst da sein, einen neuen Menschen auch wieder zu verlieren.
Nur im Einlassen auf alle Aufgaben wird es möglich sein, einen lebendigen Trauerprozess zu gestalten.