Trauer ist eine schwere Lebenskrise für alle Menschen. Sie ist keine Krankheit, sondern eine angemessene Reaktion auf einen Verlust, der alles bisher da Gewesene in Frage stellt, der die innere und äußere Ordnung in ein Chaos verwandelt. Nichts ist mehr so, wie es war, alles ist anders, eine völlige Verunsicherung tritt ein.
Trauern zu können ist eine Fähigkeit, die zum Leben gehört; ohne sie würden wir versteinern und eine Neuorientierung wäre nicht möglich.
Trauer ist immer eine schmerzliche und leidvolle Erfahrung, da alle Gefühle mit einbezogen werden. Das heißt, Trauernde sind in ihrer Ganzheit gefordert, geistig, körperlich und seelisch. Das ist anstrengend und manchmal kaum auszuhalten.
Trauern ist immer ein aktiver Prozess, wenn sie zur Heilung führen soll. Wir sprechen von Trauerarbeit, denn Trauernde müssen sich in der Welt völlig neu orientieren und sich einen neuen Platz schaffen, der mit dem Verstorbenen nichts mehr gemeinsam hat. Und das braucht Zeit und die Möglichkeit, sich immer wieder neu zu erproben, um letztlich den ganz eignen Weg zu finden, die Trauer zu bewältigen.
Trauer braucht Begleitung. Sie braucht Menschen, die zuhören, die mitgehen, die aushalten, ohne die Trauer „wegmachen“ zu wollen. Es gibt kein Richtig oder Falsch im Trauerprozess. Alles ist möglich, alles kann und darf sein, denn das Erleben der Trauer ist so individuell wie das Erleben einer Liebe.
Die Unterschiedlichkeit im Erleben der Trauer hat vor allem mit der Lebensgeschichte, der Lebenssituation und den Erfahrungen des Einzelnen zu tun, aber auch mit dem jeweiligen Verlust.
So wird der Tod eines Kindes anders erlebt als z.B. der Suizid eines nahe stehenden Menschen, der Tod eines sehr lange schwerkranken Angehörigen anders als der plötzliche Tod eines nahe stehenden Menschen. Doch allen ist gemeinsam: Es ist der Verlust eines Menschen, der nicht mehr wieder kommt, mit dem man nicht mehr sprechen kann, mit dem man nicht mehr das Leben teilen kann.
Und es tauchen Fragen auf: Warum? Wieso ich/wir? Wo finde ich den geliebten Menschen jetzt? Wieso kann Gott das zulassen? Bin ich vielleicht schuld an seinem Tod? Habe ich etwas übersehen? Wie ist ein Weiterleben ohne den geliebten Menschen möglich? In mir ist Wut – darf ich die zeigen?
Diese Fragen brauchen Raum und die Möglichkeit, immer wieder aus- und angesprochen zu werden. Nur so können sie sich wandeln und in die Antwort finden.