Ich trauere um einen Menschen, der Suizid begangen hat

Einen geliebten Menschen zu verlieren, bedeutet immer unermessliches Leid. Wenn sich aber jemand das Leben genommen hat, müssen die Zurückbleibenden zusätzlich zu diesem Verlust mit der Tatsache fertig werden, dass der andere den Zeitpunkt seines Todes selbst bestimmt hat. Dadurch sind Menschen, die einen Suizid in ihrem Umfeld erlebt haben, in einer ganz besonderen Situation.

Für die meisten Trauernden geschieht dies ohne jegliche Vorwarnung und das bedeutet für sie, dass das Leben davor vollkommen in Frage gestellt wird. Was vorher gut gelebt und erlebt wurde, verändert sich im Nachhinein zu vermeintlichen Fehlverhalten und Versäumnissen. Das Vertrauen in das Leben und in die eigenen Fähigkeiten wird zutiefst erschüttert.

Hinzu kommt, dass Suizid immer noch ein gesellschaftliches Tabu ist, das viele Vorurteile und starke Bewertungen auslöst. Dadurch ist es für die Angehörigen schwierig, mit anderen Menschen darüber zu sprechen. Häufig ziehen sie sich zurück, suchen nach Anzeichen, die man übersehen hat, suchen in der Familiengeschichte, forschen nach Krankheitsbildern, die der Auslöser hätten sein können. Sie tun all das, um zu verstehen, was geschehen ist, um das Ungeheuerliche fassbar zu machen.

All die Fragen nach dem Warum, nach dem Sinn, nach Schuld, nach Gott, nach der eigenen Lebensberechtigung suchen nach Antworten. Diese Auseinandersetzung braucht einen geschützten Raum, damit diese Fragen immer wieder ausgedrückt und bewegt werden können. Die Trauernden brauchen die Ermutigung, die Todesart mit all seinen Schrecken und Tabus aus dem Fokus zu nehmen, um so den Raum zu gewinnen, in dem der eigene Trauerweg und der geliebte Mensch ihren Platz bekommen.

Die Telefonseelsorge Berlin e.V. hat eine eigene Beratungsstelle für suizidbetroffene Zugehörige.

BeSu Berlin
Beratung für suizidbetroffene Angehörige
Nansenstraße 27
12047 Berlin
Telefon 030 62 73 27 34
mail@besu-berlin.de

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